Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv
 

Beitragsseiten

Gallobitsch

... Golowitsch, Golobič, Galowitsch und viele weitere Varianten existieren in Österreich von meinem Familiennamen. Der Name ist hauptsächlich in Kärnten, Steiermark und Burgenland verbreitet, was keine Überraschung ist. Der Name ist südslawischen Ursprungs und die ersten Namensträger kamen vor Jahrhunderten aus dem Gebiet von Kroatien und Slowenien ins heutige Österreich. Meine Nachforschungen führten mich in die Untersteiermark.

Stammhaus und Herkunft

Der erste fassbare Vorfahre in dieser Genealogie ist Mathäus Gallobitsch. Er hat um die Mitte des 18. Jahrhunderts gelebt, doch sind weder Geburts- noch Sterbedaten bekannt. Sein Name findet sich in den Geburtseinträgen von zumindest 4 Kindern, welche allesamt in der Pfarre St. Martin bei Windischgraz in der Untersteiermark (Štajerska) geboren und getauft wurden. Er war Besitzer einer zur Herrschaft Gradisch untertänigen und bei St. Jakob in Pametsch gelegenen Keusche. Dies ergibt sich aus einem Dokument von 1754. Eine Keusche war ein kleiner Bauernhof, der weniger als ein Viertel an Ertrag einer Hube ablieferte. Im Unterschied zu den Bauern betrieben die Keuschler neben einer kleinen Landwirtschaft auch noch ein Handwerk. 

Golobitsch-Keusche
Golobitsch-Keusche in Pametsch, SLO

Aus den noch vorhandenen und sehr lückenhaften Kirchenbüchern von St. Martin bei Windischgraz (Šmartno pri Slovenj Gradcu) und Pametsch (Pameče), welche im Diözesanarchiv in Maribor lagern, ergibt sich, dass es neben den 4 belegbaren Kindern Agnes, Maria, Gertrude und Josef auch einen wahrscheinlich älteren Sohn namens Gregor gegeben haben muss. Von Mathäus Frau ist nur der Vorname Maria überliefert. Dieser dürfte dann die Keusche übernommen haben. Gregor hatte zumindest 6 oder 7 Kinder, welche zwischen 1762 und 1783 geboren wurden. Danach verliert sich die Spur dieses Zweiges.

Nachforschungen im Steirischen Landesarchiv haben ergeben, dass es in Pametsch eine Keusche vulgo Golobitsch gibt. Dieses kleine bäuerliche Anwesen kann man wohl als das Stammhaus der Gallobitsch bezeichnen. Es  liegt etwa 200 Meter westlich der Pfarrkirche St. Jakob in Pametsch in Alleinlage und wird nach wie vor bewirtschaftet. Der früheste Nachweis dieses Anwesens ergibt sich aus einem Urbar der Herrschaft Gradisch von 1632, angelegt von Hanns Freiherrn von Pfeilberg. Hier wird ein "Gollob bey St. Jacob" erwähnt. Der Vorname des Besitzers liest sich Jansche — eine dialektale Form von Johann. Es lässt sich natürlich keine Brücke bis zum etwa 100 Jahre später lebenden Matthäus schlagen, jedoch bedeutet dieser Vermerk, dass der Hof bereits zu dieser Zeit im Besitz der Familie war.

Der Franziszeische Kataster der Steuergemeinde Pametsch wurde etwa 1823 angelegt. Das Anwesen vlg. Golobitsch mit der Hausnummer Pametsch 19 war zu dieser Zeit im Besitz von Josef Wernig und kurze Zeit darauf von Franz Golobitsch. Die zugehörigen Parzellen hatten eine Gesamtfläche von ca. 3,5 Ha und warfen jährlich 13 Gulden und 5 Kreuzer ab. Es ist anzunehmen, dass bei der geringen Hofgröße der Besitzer einem Handwerk als Zuerwerb nachging.

Über die Herkunft des Familiennamens kann man mutmaßen, dass er kroatischen Ursprungs ist, Die Familie dürfte aufgrund der Türkeneinfälle wie viele andere Kroaten in nördlichere Regionen eingewandert sein. Genauso wie im Burgenland und in Niederösterreich haben sich im 16. Jahrhundert sicher auch in Krain viele Kroaten niedergelassen. Familiennamen mit der slawischen Endung "-itsch/-ič" sind nicht unbedingt typisch slowenisch und waren ursprünglich Patronyme. Der Golobitsch war sozusagen der Sohn des Golob. In Rußland und Bulgarien ist es heute noch üblich, den Namen des Vaters als Beinamen neben dem eigentlichen Familiennamen zu tragen.

Was die Forschung in den vor 1784 in lateinisch geführten Matriken erschwert, ist der Umstand, dass beim Familiennamen Golobitsch die Endung itsch weggelassen wurde. Somit ist eine Unterscheidung zu den Golob, welche in den erforschten Pfarren ebenso zahlreich auftreten, recht schwierig. In der Pfarre St. Martin bei Windischgraz gibt es auch eine Golob-Hube.

© 2021 by Mag. Christian Gallobitsch