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Die Murouz-Keusche in Drobollach

Murouz-Keusche
Murouz-Keusche in Drobollach (Quelle: Hofer, Mirko: Maria Gail. Eigenverlag, Villach 1999)

Sebastian Kofler wurde als zweiter Sohn von Anton und Maria Kofler am 18.01.1737 in Bogenfeld geboren. Am 28. Aug. 1760 heiratete der in Maria Gail die von der Murouz-Keusche stammende Agnes Kölblinger. Am 25.02.1761 wurde er zum Besitzer dieser Keusche, da der Schwiegervater Urban Kölbinger keine weiteren Kinder mehr hatte, welche den Hof übernehmen konnten. Die Keusche war ein altes Wirtshaus und war bereits 1615 mit der Taferngerechtigkeit (würde heute einer Gastgewerbekonzession entsprechen) ausgestattet. Sebastian wurde somit zum Gastwirt.

Die Murouz-Keusche lag im Ortsteil Murau oder Mura und war ebenso wie die Maier-Hube zur Grundherrschaft Rosegg gehörig. Die älteste Erwähnung war 1615. Damals übergab ein Georg Schmidt diese Keusche an Georg Khorner. In der Murouz-Keusche wurde hauptsächlich Steinbier ausgeschenkt, welches von Außen bezogen wurde, und Brandwein. Von den Einnahmen musste natürlich eine Tax an die Grundherrschaft Rosegg abgeliefert werden.  Das Gasthaus blieb bis ins Jahre 1939 bestehen.

Am 23. Aug. 1773 starb Sebastian Koflers Frau Agnes mit 43 Jahren. die Ursache hängt wohl mit der 10 Tage zuvor erfolgten Geburt der gleichnamigen Tochter zusammen. Nicht einmal ein halbes Jahr später heiratet Sebastian seine zweite Frau Katharina Quedritsch am 24. Jän. 1774 in der Pfarrkirche von Latschach. Im gleichen Jahr kommt noch das einzige gemeinsame Kind Maria auf die Welt. Als Sebastian am 28. März 1797 in Murau 24 (jetzt Drobollach) stirbt, hinterlässt er zwei Söhne und vier Töchter. Ein Inventarium über seinen Todesfall hat sich glücklicherweise im Kärntner Landesarchiv erhalten.

Das Inventarium des Sebastian Kofler

Das umfangreiche Grundinventarium wurde von der Grundherrschaft Rosegg am 4. Nov. 1797 aufgesetzt und enthält 28 Seiten. Die Schätzung des Vermögens erfolgte unpartheiisch durch den Herrschafts-Schätzmann Urban Zeichen oder Petritsch (erster oder zweiter Name ist wohl der Vulgoname). Inventarien wurden bei jeder Besitzübergabe angelegt, damit die Grundherrschaft die Höhe der Abgaben festsetzen konnte.  Denn jeder neue Besitzer eines Hofes musste bei Hofübernahme als Gebühr eine Ehrung oder Anleit zahlen.

Zu Beginn scheinen die Namen der Erben auf. Das sind die Söhne Matthäus und Adam, sowie die Töchter Ursula, Maria, Minna und Agnes.

Danach werden die Briefschaften aufgezählt. Darunter sind jegliche Dokumente zu verstehen, welche irgendwelche Rechte verbriefen. Aufgezählt ist ein Ehrungsbrief sowie zwei Inventarien.

Weiters folgt die eigentliche Grundschätzung, wie nachstehend gezeigt wird. Die Flächen Angaben sind in Joch (J) und Klafter (Kl) angegeben.

An Äckern
1. Acker hinterm Schwischgitz   476 Kl
2. Acker im Rauth beim Weg 1 J 1068 Kl
3. Acker Ograda   269 Kl
Summa 2 J 213 Kl
     
An Wiesen
1. Wiesen hintern Stadel   495 Kl
2. Wiesen hinterm Schwischgitz   209 Kl
3 Wiese samt ...   1064 kl
Summa 1 J 168 kl
     
Waldungen
Wald ob dem Katschiack 3 J 1543 Kl

Die Flächenausstattung bestand also umgerechnet aus ca. 2,4 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche sowie 2,3 ha Wald. Es handelte sich also um einen nur sehr kleinen Besitz, sodass die Landwirtschaft kaum zur Selbstversorgung ausreichte.

Die Gebäude bestanden in einer Bauernkeische nebst sonderheitlichen Stadl und Stallung. Die Keische befindet sich in schlechten, das Stadlgebäu aber im guten Zustande. Ferner ist bei dieser Keische auch eine Biern und Brandweintafern

Weiters folgen Jährliche Giebigkeiten sowie das Barvermögen. Das Mobilar-Vermögen wird unterteilt in mehreren Rubriken aufgezählt. An lebenden Fahrnissen finden sich eine 18jährige Stute, 2 Kühe, 1 Kälbin sowie ein Mastschwein.

Die Rubrik Todte Haus- und Mayrschaftsfahrnißen ist noch in Unterrubriken je nach Örtlichkeit geliedert.  So werden außerhalb des Hauses und im Stadel 23 Posten aufgezählt, darunter ein Pferdewagen mit 6 Rädern und einer Ladetruhe. 17 Posten befinden sich unter dem Dach, 41 im Stübele untern Dach. Im Zusammenhang mit der Gastwirtschaft möchte ich hier folgende Gegenstände erwähnen: 6 paar Messer und Gabeln, 16 hölzerne Teller, 1 Kaffeemühle. Es folgt dann noch ein Nachtrag untern Dach, wobei hier der Webstuhl samt Zugehör sowie 2 Zwetschkendörren erwähnenswert sind. Im Keller finden sich 7 Fuder Rüben.

In der Kuchel und Laben befanden sich u.a. ein Kessel sowie ein kleiner Kessel mit 3 Füßen, eine alte eiserne Pfanne, 1 altes Kastel, 1 Tischel, 4 Stühle, 1 kufperner Honigkessel.

Im Wohnzimmer gab es u.a. 20 Brotkörbe, 1 Ofenkessel, 2 Sprinnräder, 1 Tisch, 2 Leuchter, 4 lange Stühle, 6 erdene Maßkrüge, 8 Halbkrüge, 2 Schnellwaagen, 1 Vierling Kletzen, ½ Vierling Zwetschken, 1 kurzes Röckel, 1 grünes Leibl, 2 paar alte Hosen.

Dann wurde das Getreide am Kasten aufgezählt. Darunter befindet sich Roggen, Gerste, Hirse, Hafer, Kleesamen. Es wird bemerkt das der Hadn- und Türkh-Waiz noch nicht angedroschen wurden.

Darunter erfolgt die Namensfertigung aller Beteiligten.

Die eigentliche Verlassabhandlung fand dann am 22. Dez. 1797 statt. Abzüglich der Passiva (es bestanden einige Forderungen) blieb ein vererbbares Vermögen von 699 Gulden, 40 Kreuzer und 3 Pfennig.

Anermerkt wurde auch, dass laut Urteil des Ortsgerichts Rosegg vom 23. Mai 1788 das Besitzrecht an der Murouz-Keusche dem ältesten Sohn Matthäus Kofler zuerkannt wurde. Dieser hat aber in einem späteren Vergleich und nach Erhalt eines Ausstandes von 82 Gulden sein Besitzrecht an seinen Bruder Adam abgetreten. Dieser übernahm dann auch den Hof.

© 2021 by Mag. Christian Gallobitsch