Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv
 

Beitragsseiten

Johann Kofler, erster Bürgermeister der Gemeinde Maria Gail

Dieser Familie entstammt auch ein Bürgermeister. Johann Kofler  war ein Sohn des vorhin erwähnten Gastwirtes Adam Kofler, Besitzer der Murouz-Keusche Nr. 24 in Murau (jetzt zu Drobollach). Johann Nepomuk Kofler wurde am 20. Mai 1809 in der Murouz-keusche geboren. Zu dieser Zeit viel Napoleon zum dritten Mal in diese Gegend ein.

Johann erlernte den Beruf des Zimmermanns und war einige Zeit lang gemeiner Soldat im K.u.K.-Baron Lattermanns Infanterie-Regiment. Nach dem Tod des Vaters, welcher am 5. Feb. 1836 verstarb, übernahm er das Wirtshaus. Er besaß auch noch die Schwischgoutz-Hube  in Murau.

Mit 28 Jahren heiratete er am 26. Juni 1837 Theresia Reichmann.

Im Jahr 1850 wurden aufgrund kaiserlichen Patentes die Bezirksverwaltungsbehörden sowie die Gemeinden eingeführt. Nach der Konstituierung des Gemeinderats am 19. August 1850 wurde er zum ersten Bürgermeister der neu entstandenen Gemeinde Maria Gail. Von seiner Amtszeit scheinen sich kaum Dokumente erhalten zu haben. Leider existiert auch kein Foto. Das Amt als Bürgermeister übte er ca. 10 Jahre aus. Am 7. Juni 1889 starb er im Alter von 80 Jahren an Alterschwäche.

 

Die Rebernig-Keusche in Prossowitsch

Sebastian Koflers ältester Sohn Matthäus, welcher am 3. Sep. 1761 in Murau (Drobollach) geboren wurde, war bereits seit 15. Jän. 1782 Besitzer der Rebernig-Keusche. Am 4. Feb. 1782 heiratete er in Maria Gail Maria Weber, die Tochter des Vorbesitzers Thomas Weber. Der Familienname dürfte auch gleichzeitig seinem Beruf entsprochen haben.

Interessanterweise heiratete Sebastians jüngerer Bruder Adam 1798 gleich die Schwester von Mathäus Frau, welche Margareth Weber hieß. Beide haben also in die selbe Familie eingeheiratet.

Matthäus ging dem Weberhandwerk nach, das möglicherweise schon dessen Vater an der Murouz-Keusche neben der Gastwirtschaft ausgeübt hat.  Mit Maria Weber hatte er 7 Kinder.  Nach dessen Tod am 12. Apr. 1840 ging die Keusche in den Besitz seines Sohnes Mathias über. Dieser verkaufte aber noch im selben Jahr das Anwesen an einen Domician Tschemerniack.

Faschiniak-Keusche
Faschiniak-Keusche in Altfinkenstein (rechts), im Hintergrund die Burgruine Finkenstein

 

Vulgo Faschiniak in(Alt-)Finkenstein

Als 1795 das Schloss oder besser gesagt das Verwaltungsgebäude Neufinkenstein bei Gödersdorf errichtet wurde, veräußerte Graf Franz Ludwig von Dietrichstein einige Gebäude und Grundstücke der ehemaligen Maierschaft Finkenstein. Die einst prächtige Burg Finkenstein wurde aufgegeben und das Schloss Neufinkenstein zum neuen Amtssitz der Grund- und Gerichtsherrschaft gemacht.  Angeblich wurde auch der Dachstuhl aus Sparsamkeit abgetragen und beim Bau von Neufinkenstein wieder verwendet. So wie auch das dortige Torportal von der Burgruine Landskron stammt. Leider war damit die Burg dem Verfall preisgegeben.

Die Faschiniak-Keusche ist ein zweigeschossig gemauerter Bau, der sicher bis ins Mittelalter zurückreicht. Er gehörte einst zur Vorburg der Burg Finkenstein. Zwischen ihm und dem benachbarten ehemaligen Forsthaus war einst eine Toranlage – möglicherweise mit Zugbrücke, durch welcher man die Vorburg betreten konnte. Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie aus dem Dominikalbesitz herausgelöst und wurde zu einer Bauernkeusche.  Um 1800 war Blasius Maurer der Besitzer der Faschiniak-Keusche mit der Hausnummer Finkenstein 9. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Ortsname auf Altfinkenstein geändert und das Haus bekam die neue Hausnummer 13.

 Johann Kofler war der älteste Sohn von Matthäus Kofler vulgo Rebernig und wurde am 22. Dez. 1782 in Prossowitsch 1 geboren. Er heiratete am 12. Feb. 1802 in Maria Gail Maria Maurer, deren Vater Blasius Maurer knapp ein Jahr vorher verstorben ist. Da dessen Sohn Kaspar, der als Hammerarbeiter in der Fellach arbeitete, auf den kleinen Hof verzichtete, folgte nun Matthäus Kofler als Besitzer nach.

Johann hatte mit Maria Maurer nur 3 Kinder, 1 Sohn und zwei Töchter. Eine Töchter starb wenige Tage nach der Geburt, das Schicksal der anderen ist unbekannt.

Vulgo Starre/Stori in Altfinkenstein

Peter Kofler, der einzige Sohn von Johann, wurde am 9. Mai 1810 in der Faschiniak-Keusche geboren. Der Villacher Raum war zu dieser Zeit in der Hand Napoleons. Relativ spät, am 14. Okt. 1850, heiratete er in Fürnitz Maria Kazianka. 

Da Peter das Elternhaus für eine Bewirtschaftung offensichtlich zu klein wurde, kaufte er 1854 die Starre-Keusche in unmittelbarer Nachbarschaft. Seine Frau Maria brachte 5 Kinder zur Welt: Matthäus und Maria kamen noch in der Faschiniak-Kesuche zur Welt, Johann Nepomuk, Peter und Rupert erblickten in der Starre-Keusche das Licht der Welt. Peter Kofler starb hier am 25. Juli 1888, seine Frau bereits 1881.

Matthäus Koflers Gasthaus
Matthäus Koflers Gasthaus in Altfinkenstein

Sein ältester Sohn Matthäus Kofler suchte seit 1890 bei der Bezirkshauptmannschaft in Villach um eine Gastgewerbe-Konzession an, welche ihm aber immer wieder verwehrt wurde. Erst 1903 konnte er sein Vorhaben verwirklichen. Er bekam eine Konzession zum Betriebe des Gast- und Schankgewerbes mit folgenden Berechtigungen: 1. Beherbergung von Fremden; 2. Verabreichung von Speisen; 3. Ausschank von Bier, Wein und Obstwein; 4. Ausschank von Kognak, Sliwowitz, Säuerling, Schwarzbeer- und Birnenbranntwein, sowie Rum zum Thee; 5. Verabreichung von Kaffee, Thee, Schokolade, anderen warmen Getränken und Erfrischungen; 6. Haltung von erlaubten Spielen.

Matthäus Kofler war der Vater meiner Großmutter Helene, welche in diesem Haus 1902 geboren wurde und ebenda 1998 gestorben ist. Sie übernahm das Haus 1943 von ihrem verstorbenen Bruder, der kinderlos blieb. Das Gasthaus wurde in den 1950er Jahren geschlossen.

© 2021 by Mag. Christian Gallobitsch