Smole vulgo Popouniak
Von Primus II. weiß man, dass er um 1725 Bediensteter (Servus) auf der Burg Finkenstein war. Am 10. Juni 1730 wurde er Besitzer der Popouniak-Keusche in Goritschach, an der vorher Valentin Kofler seßhaft war. Woher der etwas eigentümliche Vulgoname kommt, ist nicht geklärt. Laut Bertrand Kotniks Aufzeichnungen über die Urpfarre Maria Gail soll der Name etwas mit einem Behältnis für Asche zu tun haben (pepelnják = der Aschekasten). Das Anwesen befindet sich auf einem kleinen Hügel südlichöstlich des eigentlichen Ortskernes. In den Matriken wird diese Örtlichkeit auch des Öfteren als Mozillach (zu deutsch: bei der feuchten Gegend) bezeichnet. In einem Stiftsregister von 1741 wird die Keusche auch als Popoignakh geschrieben. Seit Primus II. ist die Popouniak-Keusche Nr. 18 in Goritschach in ununterbrochener Folge in Familienbesitz geblieben.
Primus II. heiratete am 8. Okt. 1725 in St. Stefan bei Finkenstein die aus Mallestig gebürtige Helena Langsam. Das Paar hatte 9 Kinder. der zweitälteste Sohn Anton folgte als Besitzer vlg. Popouniak. Er wurde am 12. Jan. 1732 geboren und heiratete am 20. Juni 1763 in Maria Gail Maria Weber, welche vom vlg. Murouz in Faak gebürtig war. Nur zwei Kinder scheinen in den Taufbüchern der Pfarre auf: Jakob und Agnes. Für damalige Zeiten war das eine erstaunlich geringe Kinderzahl.
Das Seelenstandsverzeichnis der Pfarre St. Stefan bei Finkenstein von 1777 (mit Nachträgen) zeigt uns folgende Bewohner der Popounjak-Keusche Nr. 18 in Goritschach:
- Maria Smolin, 48 Jahre, Witwe des ehemaligen Familienvaters [geb. Weber]
- Jacobus, Sohn, 34 Jahre, Familienvater
- Maria Grailin, 42 Jahre [seine Frau]
- Catharina Preinzin, 23 Jahre [eine uneheliche Tochter der Maria Smole geb. Weber]
- Peter, Sohn, 8 Jahre [nachgetragen ca. 1799]
- Kasper, Sohn, 3 Jahre [nachgetragen ca. 1799]
Da Anton im Jahr 1772 bereits verstarb, übernahm der Sohn Jakob den Hof. Jakob wurde am 11. Juni 1765 in Goritschach geboren und heiratete am 3. Feb. 1790 Maria Greile aus Mallestig. Das Paar hatte 4 Kinder, doch nur Peter und Kasper kamen über das Kinderalter hinaus.
Der Verlassakt der Maria Smole geb. Weber
Von Maria Smole geb. Weber, der Witwe nach Anton Smole, hat sich der Verlassakt des Ortsgerichts der Herrschaft Finkenstein erhalten. Die Abhandlung fand am 10. März 1804 durch den Pfleger Vinzenz von Cannal statt. Sechs Tage zuvor war sie verstorben und hinterließ 3 erbberechtigte Kinder. Das einzige eheliche Kind, dass sie überlebt hatte war Jakob, der die Popouniak-Keusche bereits 25 Jahre im Besitz hatte. Weiters sind im Verlassakt zwei uneheliche Kinder zu finden: Gregor Zenz kam 6 Monate nach der Heirat von Maria zur Welt kam. Sein Vater war Gregor Zenz aus Faak. Er war später Knecht beim Klatzer in Kratschach und starb dort am 2. Feb. 1848 im Alter von 84 Jahren. Das zweite uneheliche Kind kam wesentlich später zu Welt — nämlich 1776, nach dem Tod des Ehemannes. Sie hieß Katharina Preinz. Ihr Vater war Georg Preinz, Keuschler in Mallestig. 1842 starb sie als verehelichte Ottowitz in St. Magdalen bei Villach an der Ruhr.
Als Vermögen der Maria Smole wurden folgende Gegenstände aufgeführt:
- 1 Gewandtruhen zu 3 fl
- einige unbedeutende Kleidungsstücke zu 2 fl
- 1 Wollenkartatschen zu 20 kr
- 1 alte Bettstadt samt Gewand zu 1 fl
- 2 Zenten Stroh und 1 Zenten Heu zu 3 fl
- Forderungen an Sohn Jakob zu 10 fl
Dem gegenübergestellt wurden die Ausgaben:
- Funeral Kösten (=Begräbniskosten) bei der Pfarre St. Stefan, ausgelegt durch Sohn Jakob Smole: 8 fl 39 kr
- Begräbniskosten von Jakob Smole zu Hause: 10 fl
Nach Abzug sämtlicher Gebühren für die Herrschaft Finkenstein blieb ein Reinnachlass von 3 fl 22 kr übrig.
Man kam in der Abhandlung überein, dass mit diesem Geld Jakob Smole einen Jahrestag verrichten werde.
Die Smole im 19. und 20. Jahrhundert
Peter wurde am 14. Juli 1791 in Goritschach 18 geboren. Als der Vater Jakob am 8. Dez. 1806 an einer Lungenentzündung starb, waren die zwei Söhne noch minderjährig, dennoch übernahm Peter am 29.12.1806 das Anwesen. Was mit dem jüngeren Sohn Kasper geschah, wird in einem späteren Kapitel behandelt. Peter heiratete am 4. Juni 1811 in der Filialkirche in Gödersdorf recht jung die ebenso junge Maria Beneth, welche in St. Job (damals Oberlatschach) geboren wurde. Ihr Name wird in unterschiedlichen Varianten wiedergegeben, von Wenath bis Minatti. Von diesem Paar sind in den Geburtenbüchern 6 Kinder eingetragen. Peter starb am 10. Jän. 1861 als Witwer an einer Lungenlähmung. Er hinterließ mit Andreas nur einen Sohn. Seine Frau Maria ist bereits 9 Jahre zuvor an Wassersucht verstorben.
Andreas war also der logische Hoferbe. Er wurde am 24. Dez. 1825 geboren und ehelichte am 23. Feb. 1846 in St. Stefan die 22jährige Anna Ulbing. Ihr Vater war Schmied und besaß die Schmied- oder Kovač-Keusche Nr. 1 in St. Stefan, welche bereits seit einigen Generationen in Familienbesitz war. Von den 5 bezeugten Kindern des Paares überlebte wiederum nur ein einziger Sohn: Gregor, geb. am 6. März 1860.
Andreas starb am 1884 und seine Frau Anna folgte ihm 1893 nach. Gregor heiratete eine Frau aus Ratschach (Rateče) im heutigen Slowenien. Sie hieß Helena Branc und wurde am 13. Feb. 1875 ebendort geboren. Deren Vorfahren waren über viele Generationen an der Oberen Branc-Hube in Ratschach. Im Mittelalter gehörte dieser Ort im oberen Savetal sogar zur Urpfarre Maria Gail, wurde aber später aufgrund der Entfernung und der im Winter beschwerlichen Anreise über den Wurzenpass zu einer eigenständigen Pfarre.
Am 12. Mai 1895 erfolgte die Trauung des Paares in der Filialkirche St. Margaretha in Mallestig durch den Pfarrer Georg Jermann. Zwischen 1896 und 1913 erblickten 13 Kinder das Licht der Welt. Wie es damals üblich war, bekam die Braut als Mitgift eine Bauerntruhe von ihren Eltern mit zu ihrem neuen Wohnsitz. Diese Truhe wurde nach dem Tod von Helena an deren jüngste Tochter Valentine vermacht. Valentine starb als letzte der Smole-Kinder im Jahre 2012 im Alter von 94 Jahren. Die Brauttruhe befindet sich heute im ethnografischen Museum in Rateče.
Von den 13 von Helena geborenen Kindern, starben 2 bereits als Kind, die älteste Tochter Anna wurde nur 18 Jahre alt. Im Zweiten Weltkrieg fielen die Söhne Andreas und Alois, der erstere in Rußland, der zweite in Norwegen. Ein besonders tragisches Schicksal musste die Tochter Magdalena Smole erleiden. Sie wurde Opfer des NS-Staates und kam 25. Aug. 1940 im Schloß Hartheim im Rahmen der damals praktizierten NS-Euthanasie ums Leben. Die wahren Umstände ihres Todes (durch Dieselabgase) wurden freilich durch die NS-Behörden verschwiegen. Wie es damals so üblich war, wurden den Angehörigen mittels amtlicher Bestätigungen erdichtete Todesursachen vorgegaukelt.

Gregor Smole starb bereits 1936, seine Frau Helena im Jahre 1953. Der älteste Sohn Josef Gottfried Smole übernahm das Anwesen vulgo Popuniak. Er heiratete am 5. Feb. 1940 Anna geb. Urschitz, welche von der Oprießnigg-Hube in St. Job gebürtig war. Josef Gottfried starb bereits 1962, seine Frau Anna überlebte ihn um Jahrzehnte. Sie erreichte ihr Lebensende mit stolzen 97 Jahren am 12. Okt. 2010 im Kreise ihrer Familie. Sie hinterließ einen Sohn und sechs Töchter. Meine Mutter Augusta ist leider bereits 1973 an einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben gekommen.